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Erneute Proteste gegen die Aufführung von „Klątwa“

Die Proteste gegen die Aufführung von „Klątwa“ (Fluch) des kroatischen Regisseurs Oliver Frljic in Warschau und Posen haben nicht verhindert, dass das Stück in weiteren Städten gespielt wird. Am 03. 08. 2017 kommt es im schlesischen Chorzów, von Protesten begleitet, auf die Bühne.

Organisiert wird die Manifestation gegen „Klątwa“ von der schlesischen Stiftung „Leben und Familie“. Ihr Motto: „Wir stemmen und gegen die Zerstörung der Kultur“. Auch das für seine tätlichen Übergriffe bekannte rechtsextreme ONR hat eine Demonstration angekündigt, was bedeutet, dass von den Behörden dafür gesorgt werden soll, die Besucher sicher unter Polizeischutz ins Theaters zu begleiten.

Den öffentlichen Manifestationen vorausgegangen waren nicht weniger als 18 an das für Chorzów zuständige Kattowitzer Magistrat gerichtete Petitionen mit der Aufforderung, das Stück vom Spielplan abzusetzen. Doch das Amt sah sich für eine derartige Zensur nicht zuständig.

Auch der Kattowitzer Erzbischof Wiktor Skworc meldete sich zu Wort. Er ließ am 30. 07. während des sonntäglichen Gottesdienstes von den Kanzeln der Kirchen in Charzów ein Schreiben verlesen, in dem es heißt, das Theaterstück „dient nicht dem Aufbau eines gemeinsamen Wohls, denn es stört den sozialen Frieden und zeigt klar einen Mangel an Respekt – des Theaterdirektors und des Programmrats – gegenüber den religiösen Werten der Bürger sowie für das Empfinden der Gläubigen, wogegen wir uns entschieden wenden.“ Der Kattowitzer Metropolit sieht in der Aufführung von „Klątwa“ eine „aus öffentlichen Mitteln finanzierte Provokation“, worauf der Theaterdirektor von Chorzów mit dem Hinweis reagierte, dass es sich bei den öffentlichen Mitteln schließlich um Steuern handelt, die er wie jeder Bürger zahle, auch wenn er mit deren Verwendung nicht immer einverstanden sei. Immerhin rief der Erzbischof nicht zu öffentlichen Protesten auf, sondern begnügte sich damit, Priester und Gläubige „zu Fasten und Gebet“ zu ermahnen.

Nun kann man getrost davon ausgehen, dass keiner von denen, die sich an den Protesten beteiligen, das Stück gesehen hat. Es genügt offenbar, „Klątwa“ als antireligiös und antinational zu denunzieren, um die Massen zu mobilisieren. Doch geht es in „Klątwa“ wirklich um eine Verunglimpfung von christlicher Religion und nationalen Werten? Zwar werden religiöse Symbole, u. a. das Kreuz, in dem Stück genutzt, doch dies in der Absicht, dem Besucher den Spiegel eines Werteverfalls vor Augen zu führen und ihn dadurch zum Nachdenken anzuregen. Man mag darüber streiten, ob im Rahmen der Kunst eine Umwandlung religiöser Symbole in ästhetische Zeichen statthaft ist oder nicht, doch darin ohne eine ernsthafte Auseinandersetzung ein Verletzung religiöser und nationaler Gefühle zu sehen, dürfte kaum berechtigt sein. Dies zumal, weil – wie die monatlichen Manifestationen in Erinnerung an den Absturz der Präsidentenmaschine am 10. April 2010 zeigen – religiöse Symbole bedenkenlos von Kaczyński und seiner Partei für politische Zwecke öffentlich instrumentalisiert werden. Letztlich stehen die Proteste gegen „Klątwa“ in einem engen Zusammenhang mit dem von der Kaczyński-Partei vorangetrieben „guten Wandel“ im Kulturbereich, der die Verwirklichung nationaler Geschichtspolitik zum Ziel hat.

Quelle: Marta Odziomek, „Klątwa“ w Chorzowie. Bilety wyprzedane, protesty zaplanowane, a arcybiskup nawołuje do odwołania spektaklu (“Klątwa” in Chorzów. Eintrittskarten verkauft, Proteste geplant und der Erzbischof ruft zu einer Absetzung des Stücks auf), Gazeta Wyborzca v. 31. 07. 2017.

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