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Ludwik Wiśniewski OP kritisiert das verschärfte Abtreibungsprojekt

Über die geplante Verschärfung der Abtreibungsgesetzgebung habe ich im Blog informiert; auch über die Massenproteste am „Schwarzen Freitag“. Auf sie nimmt der Dominikaner Ludwik Wiśniewski Bezug: „Zum ersten Mal in meinem Leben wandte sich die Wut des Volkes gegen die Kirche. Es zeigte sich eine gegen die kirchliche Hierarchie gerichtete Feindschaft, voll schändlicher Rufe, die hier zu wiederholen sich verbietet. Doch zugleich wurde mir klar, dass wir selbst – eifernde Katholiken, Priester Bischöfe – das alles provoziert haben. Und betrüblich ist nicht nur das, was geschehen ist, sondern auch, dass sich niemand an die Brust schlägt; im Gegenteil, an die Adresse derer, die aus Protest auf die Straße gingen, fallen von „frommen Lippen“ Beleidigungen nach Art ´aus Hass Kranke´, ´gewissenlose Leute`, ´Hexen´. Dabei sind es unsere Schwestern und Brüder, die sich in ihrer Mehrheit zum Christentum bekennen.“

Wiśniewski hat nicht nur eine differenzierte Sicht auf die gegen eine verschärfte Abtreibungsgesetzgebung gerichteten Proteste, er sieht sie durch das von der Kirche unterstützte Gesetzesprojekt „Wir stoppen die Abtreibung“ geradezu provoziert. Mehr noch: Er kritisiert es als „unmenschlich“, weil es sich dabei einzig und allein um eine „Rechtsformel“ handelt, von der Sorge um die Menschen aber keine Rede ist. Er scheut sich nicht, es „pharisäerhaft“, ja „antichristlich“ zu nennen.

Der zu erwartenden Kritik seiner Gegner, er würde Abtreibungen befürworten, kommt der hochbetagte Dominikaner mit dem Hinweis zuvor, er habe sich zeit seines Lebens für den Lebensschutz Ungeborener eingesetzt und tue dies auch heute. Was er an dem Gesetzesprojekt, das selbst bei ernster Schädigung der Leibesfrucht eine Schwangerschaftsunterbrechung gesetzlich verbietet, kritisiert, ist der Mangel an jeglichem Verständnis für Familien mit derart behinderten Kindern. Für die komme die Geburt eines solchen Kindes einem „Erdbeben“ gleich. „Die Mutter muss für gewöhnlich auf ihre Berufsausübung verzichten. Die Familie lebt dann nur von einem einzigen Einkommen, und dies bei teuren Medikamenten für das kranke Kind, und die verordneten Therapien verschlingen Unsummen, so dass Geld für die Befriedigung der notwendigsten Bedürfnisse der übrigen Kinder fehlt.“

Was diese Familien vor allem brauchen, seien „helfende Hände“ und nicht einzig und allein das gesetzliche Gebot, behinderte Kinder zu gebären. Wiśniewski appelliert an den Staat, erst einmal die Voraussetzungen zu schaffen, damit behinderte Kinder in Familien aufwachsen können, ohne dass diese dadurch in Not geraten. Dazu seien eine monatliche Unterstützung in Höhe eines mittleren Einkommens erforderlich, kostenlose Medikamente und Therapien sowie eine entsprechende staatliche Altersvorsorge.

Solange dies seitens des Staates nicht garantiert ist, sei die Kirche gefordert: „Unsere polnische, mächtige Kirche ist dazu in der Lage!“ Man müsse einen kirchlichen Fonds schaffen. Es würde reichen, die Stolgebühren für Taufe und Hochzeiten sowie Messstipendien in diesen Fonds einzuzahlen. Die Priester würden dadurch „schon nicht Hungers sterben“.

„Eine solche Form der Sorge um das Leben der polnischen Kirche, falls wir uns darauf einlassen, wäre für die gesamte Kirche, ja vielleicht für die Welt, ein Zeichen wahrer Solidarität mit den Geringsten und Ärmsten.“

Pater Wiśniewski hat sich aus Sorge um die Kirche schon mehrfach zu Wort gemeldet. Gehör gefunden hat er bei der Bischofskonferenz bislang nicht.

Quelle: Ludwik Wiśniewski, Gniew ludu (Die Wut des Volkes), Tygodnik Powszechny v. 22. 04. 2018, S. 34f.

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