Polens Bischöfe zum Nationalismus
Das umfangreiche, im Blog besprochene Dokument der Polnischen Bischofskonferenz zum „Christlichen Patriotismus“ hat offenbar innerhalb der Kirche nicht zu einer abschließenden Klärung ihrer Einstellung zum Nationalismus geführt. Dies legen zumindest unterschiedliche Äußerungen kirchlicher Vertreter nahe. Drei Äußerungen seien im Folgenden zitiert:
Der Polnische Primas, Erzbischof Wojciech Polak in einem Interview: „Das ist als Kirche unsere Unterlassungssünde. Wir haben niemanden, der bereit wäre, sich aufzumachen, um sich mutig im Angesicht der Nationalisten der Herausforderung zu stellen. Nicht sowie manche ihrer gegenwärtigen Seelsorger – ich muss dies offen und mit großem Schmerz sagen -, die häufig der Häresie nur Beifall klatschen.“
Die polnischen Bischöfe in einem Brief an die Auslandspolen: „Ein reifer Patriotismus hat nichts mit einem Nationalismus gemein und verschließt sich nicht gegenüber anderen Kulturen und Traditionen. Aber er hat auch nichts gemein mit einem heute immer mehr in Mode kommenden Internationalismus, der die Unterschiede zwischen den einzelnen Nationen vermischt.“
Der mit den Nationalisten eng verbundene Priester Roman Kneblewski während der Wallfahrt der Nationalen Jugend im Nationalheiligtum Jasna Góra: „Man kann ebenso wenig von einem radikalen Nationalismus sprechen wie es abwegig wäre, von einer radikalen Liebe zu reden. […] Liebe kann rein sein, und ebenso können wir von einem reinen Nationalismus sprechen.“ Angesichts der Hassparolen polnischer Nationalisten ist dieser Vergleich mit der Liebe eine geradezu diabolische Verdrehung der Tatsachen!
Quelle: Tygodnik Powszechny v. 22. 04. 2018, S. 8.