Der polnische Primas warnt vor einem Bündnis von Thron und Altar
In einem der Dominikanerzeitschrift „W Drodze“ gewährten Interview wurde der polnische Primas, Erzbischof Wojciech Polak, gefragt, ob er nicht befürchte, dass die von der nationalkonservativen Regierung beabsichtigte Verschärfung der Abtreibungsgesetzgebung letztlich das Gegenteil bewirken werde, dann nämlich, wenn nach einem Regierungswechsel eine weit über den bestehenden Kompromiss hinausgehende Liberalisierung erfolgen werde.
Diese Möglichkeit sei – so der Primas – ernstlich in Erwägung zu ziehen. Die Gruppen von „pro-life“, die in Polen die Verschärfung der Abtreibungsgesetzgebung betreiben, überzeugten ihn nicht. Auch ihr Vorwurf, das Schweigen der Kirche sei in vielen Staaten für die Liberalisierung verantwortlich, entspreche nicht der Wahrheit. Der Einsatz der Kirche für den Lebensschutz der Ungeborenen sei durch eine Vielzahl von Äußerungen zu dieser Frage belegbar.
Eine weitere Frage galt dem Verhältnis der Kirche zu der von der Kaczyński-Partei „Recht und Gerechtigkeit“ (PiS) verfolgten Politik. Hierzu gab der Primas eine sehr deutliche Antwort: „In aller Klarheit muss man sagen, dass dies eine Verbindung ist, die der Kirche nicht dient und die eine Schwächung der Freiheit der Verkündigung verursacht; die Kirche wird dadurch in zeitliche Systeme verstickt.“ Der Primas verweist in diesem Zusammenhang auf eine Passage des Buches „Jesus von Nazareth“ von Papst Benedikt dem XVI. In Betrachtung des Prozesses gegen Christus und Barnabas verweise Benedikt darauf, dass wir immer dann Barnabas anstelle von Christus wählen, wenn wir uns zu unserer Verteidigung auf weltliche Institutionen berufen. Das seien starke, aber in diesem Fall nur ungenügend wahrgenommene Worte.
Abschließend sagte der Primas, er sei als Bischof „nicht für Politiker, wohl aber für Priester verantwortlich.“ Er werde sie vor Einmischung in die Politik warnen. „In der Kirche haben wir Menschen verschiedener Ansichten; das muss uns bewusst sein.“
Quelle: mw, Prymas Polak o przychylnoćsi PiS wobec Kościoła: to związek, który nie służy (Primas Polak zum Wohlwollen von PiS gegenüber der Kirche: Das ist ein Bündnis, das nicht dient), Gazeta Wyborzca v. 05. 08. 2018.