Reformen offenbar unerwünscht
In der von pädophilen Priestern heraufbeschworenen Krise der polnischen Kirche sind vermehrt Stimmen, vor allem von Laien , zu vernehmen, die Reformen anmahnen. Es reiche nicht, die bekannt gewordenen Missbrauchsfälle zu untersuchen, die schuldig gewordenen Priester entsprechend dem kanonischen Recht zu sanktionieren und der Staatsanwaltschaft zu melden, sich der Opfer anzunehmen und durch Maßnahmen der Prävention dafür zu sorgen, dass in Zukunft derlei Skandale möglichst vermieden werden. So notwendig dies alles auch sei, es bliebe Stückwerk, solange belastete Bischöfe keine Konsequenzen zu fürchten hätten und die systemischen Ursachen dieser Krise nicht erkannt und durch Reformen behoben würden.
Enttäuschte Hoffnung, unbegründete Sorge
Die Reformbefürworter setzten ihre Hoffnung auf den Besuch von Erzbischof Charles Scicluna. Als Sekretär der Glaubenskommission mit Zuständigkeit für die weltweite Pädophilie von Priestern war noch vor Ausbruch der Krise von Stanisław Gądecki, dem Posener Metropoliten und Vorsitzenden der Bischofskonferenz, eingeladen worden. Vor Jahresfrist hatte er im Auftrag von Papst Franziskus maßgeblich zur Dimission chilenischer Bischöfe beigetragen, die in ihren Diözesen den sexuellen Missbrauch Minderjähriger vertuscht und die betroffenen Priester gedeckt hatten. Eine ähnliche Wirkung erhofften sich von ihm nun auch die Vertreter eines weltoffenen Katholizismus, während sich so mancher Bischof wohl Sorge gemacht haben dürfte, er könne sein Amt verlieren.
Doch weder das eine, noch das andere geschah. Und man hätte es vorab wissen können, dass von diesem Besuch keine weitreichenden vatikanischen Entscheidungen zu erwarten waren. Erzbischof Scicluna traf am 14. Juni lediglich für einen Tag in Polen ein, nahm an der Bischofskonferenz teil, hielt auf ihr ein Referat und unterrichtete die Bischöfe über den Katalog neuer kirchlicher Bestimmungen, die u a. auch sexuelle Vergehen an erwachsene, kirchlich abhängige Personen betreffen. Zudem führte er mit den sogenannten Delegaten, den mit dem Schutz von Kindern und Jugendlichen beauftragten Diözesan- und Ordenspriestern, ein Werkstattgespräch und stellte sich auf einer Pressekonferenz den Fragen von Journalisten. Da blieb keine Zeit für eine Begegnung mit den Opfern sexueller Gewalt und auch nicht für eine Prüfung des Umgangs von Bischöfen mit den Missbrauchsfällen. Beides war nicht Teil des Besuchsprogramms.
Rückfall in die Mentalität einer belagerten Festung
Gerade einmal drei Tage nach dem Besuch von Erzbischof Scicluna veröffentlichte der Posener Erzbischof Gądecki in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Bischofskonferenz eine „Erklärung zu Akten des Hasses gegen Katholiken in Polen“. Dieses Dokument verdient besondere Aufmerksamkeit, zeigt es doch, dass der polnische Episkopat offenbar seitens des Vatikans keinerlei Konsequenzen für das sündhafte Verhalten einzelner Ordinarien in der Behandlung der Missbrauchsfälle ihrer Priester erwartet. Es scheint, dass es der Bischofskonferenz gelungen ist, ihren Gast aus Rom davon zu überzeugen, dass die vatikanischen Bestimmungen für den Umgang mit derartigen Skandalen in ihrer Kirche Geltung haben. Formal ist dies zweifellos der Fall, doch bei ihrer praktischen Anwendung zeigen sich zwischen den Diözesen deutliche Unterschiede. In der einen werden sie anstandslos befolgt, in einer anderen aber nicht, wie zahlreiche Befragungen belegen. Doch davon dürfte der Gast aus Rom nichts erfahren haben, der, wie verlautet, denn auch, was diese Probleme betrifft, den Bischöfen korrektes Handeln bescheinigt habe.
Diese beim polnischen Episkopat spürbare Erleichterung ermöglicht es Erzbischof Gądecki offenbar, die innerkirchliche Auseinandersetzung um die Missbrauchsfälle prinzipiell als beendet anzusehen und der durch sie entstandenen Krise eine Wende zu geben. Nunmehr ist es ihr angeblich kirchenfeindliche Charakter, der nun die öffentliche Diskussion sowie den pastoralen wie kirchenpolitischen Kurs bestimmen soll, was einem Rückfall in die Mentalität einer belagerten Festung gleich kommt.
Kritische Analyse der Erklärung
Die Erklärung umfasst drei Punkte. Den ersten Teil einleitend gesteht Erzbischof Gądecki, er habe noch vor drei Jahren Attacken auf Geistliche und christliche Symbole, wie sie im Westen vorkämen, „in unserem stark mit dem Christentum verbundenen Land für undenkbar gehalten“; und doch sei dies gegenwärtig leider der Fall. Insbesondere verweist er auf die Schwarze Madonna, „die Königin Polens“, die im Nationalheiligtum des Paulinerklosters auf der Jasna Góra in Tschenstochau verehrt wird und die man jüngst in Abbildungen mit einer Regenbogen-Aureole, dem Symbol homosexueller Organisationen, versehen und als Plakate an Kirchen und kirchliche Einrichtungen angebracht hatte. Gądecki sieht darin einen Akt der Profanierung und vergleicht diese Aktion gar mit der Zerschlagung der Ikone durch Hussiten im Jahr 1430 und ihrer aufwändigen Restaurierung. Er schreibt. „Seit dieser Zeit wurde ihr keine weitere Wunde zugefügt, auch keine symbolische.“ Dass nach Jahrhunderten nun erneut Vergleichbares geschehen sei, dafür macht er das Milieu der „Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transsexuellen“ verantwortlich. Offiziell würden diese Organisationen für mehr Toleranz in der Gesellschaft eintreten, in Wahrheit aber zeigten sie „ihren Abscheu dem Christentum gegenüber“.
Dass diese Regenbogenaktion eine Reaktion auf das kirchliche Erklärungsmuster war, wonach die klerikalen Missbrauchsfälle vor allem in der Homosexualität der Täter Grund hätten und damit ihre Ursache in der Homosexualität als solche zu suchen sei, darüber schweigt sich der Vorsitzende der Bischofskonferenz aus. Mehr noch: Er gibt im zweiten Teil seiner Erklärung den Missbrauchsskandalen eine überraschende Wende: „Die aufmerksam in der Gesellschaft wahrgenommene Sünde sexuellen Missbrauchs hat – außer der direkten Sorge um das Wohl der Kinder – eine positive Konsequenz.“ Gądecki sieht sie in einer stärkeren Wahrnehmung des Stellenwerts der Sexualität im Leben der Menschen. Um Kinder fortan vor sexueller Gewalt zu schützen, unter der sie ihr ganzes Leben leiden würden, empfiehlt er ein einfaches Rezept: „Das Heilmittel gegen sexuelle Verbrechen ist die Befolgung des VI. Gebots des Dekalogs. Wem daher das Schicksal der Opfer verschiedener sexueller Gewalt am Herzen liegt, der soll – im Rahmen einer ganzheitlichen Sichtweise – für die Förderung einer Kultur der Reinheit eintreten.“
Mit dieser simplen, wesentliche Faktoren der Missbrauchsfälle ausblendenden Argumentation verfolgt Gądecki die Absicht, die Kirche wieder im alten Glanz erscheinen zu lassen sowie eine verbreitete Kirchendfeindschaft zu beschwören. „Die Situation verlangt zu fragen, wie auf verantwortliche Weise über den sexuellen Missbrauch unter Geistlichen und in anderen gesellschaftlichen Gruppen zu berichten ist, damit kein falsches, einseitiges Bild der Kirche entsteht und nicht weitere Akte verbaler und physischer Gewalt sowie Akte der Profanierung provoziert werden.“ Dabei gehe es nicht um bloße Information bezüglich des sexuellen Missbrauchs, wobei der Posener Metropolit das jahrelange Schweigen der Kirche ausdrücklich bedauert. Aber dann fährt er fort: „Die Aufklärung dieses Problems nehmen wir als Gelegenheit wahr, die Kirche zu reinigen. Man kann jedoch schwerlich die Tatsache außer Acht lassen, dass in letzter Zeit – im Kontext mancher medialer Veröffentlichung – sich die Aggressionen gegen Priester vermehrt haben und die Zahl an Profanierungen zugenommen hat.“
Das Fazit aus all dem bestimmt den dritten und letzten Teil der Erklärung. Es ist der angebliche Kampf gegen die Kirche, wodurch sie sich in die Rolle des Opfers versetzt sieht: Man untergrabe ihre Autorität, leugne, dass es in der Kirche ehrliche Leute gibt, halte den Glauben für Heuchelei, diskreditiere Gott und verunglimpfe die ganze Kirche. „Der Versuch, Christentum und Kirche verächtlich zu machen – die so unauflöslich mit der Geschichte Polens und dem Polentum verbunden sind – verfolgt nicht nur das Ziel einer Schwächung ihrer Positionen in der Gesellschaft, sondern auch eine Schwächung des Geistes unserer Nation.“ Damit unterstreicht der Vorsitzende der Bischofskonferenz die traditionelle Rolle der Kirche, schützender Hort der Nation zu sein. Auf ähnliche Weise äußert sich immer wieder Jarosław Kaczyński, Chef der regierenden Partei „Recht und Gerechtigkeit“ (PiS), indem er darauf verweist, wer die Kirche attackiere, der greife damit zugleich die Nation an.
Auffällig ist auch, dass Gądecki in seiner Erklärung Papst Franziskus nicht erwähnt, wohl aber Johannes Paul II. und besonders Benedikt XVI., den er mit den Worten zitiert: „Nein, selbst heute setzt sich die Kirche nicht aus lauter Judassen zusammen. Die Kirche Gottes besteht auch heute, und gerade heute ist sie das Instrument, dank dem Gott uns erlöst.“
Zum Abschluss ruft Erzbischof Gądecki dazu auf, am Sonntag nach Fronleichnam in allen Gottesdiensten Gott um Vergebung für die Sakrilege zu bitten.
Die Erklärung als neue, alte Kursbestimmung
Dass diese Erklärung des Vorsitzenden der Bischofskonferenz als pastorale und zugleich religiösnationale Kursbestimmung zu verstehen ist, zeigte sich bereits bei den Fronleichnamsprozessionen. Die Predigten der Bischöfe an ihren jeweiligen Amtssitzen entsprachen, soweit sich dies überblicken ließ, ganz ihrem Ton und Inhalt. Noch deutlicher wurde dies am 14. Juli. An diesem Sonntag, an dem in den Kirchen das Evangelium vom barmherzigen Samariter verlesen wurde, versammelten sich auf Initiative von Radio Maryja 100 000 Wallfahrer auf der Jasna Góra, dem polnischen Nationalheiligtum. Millionen verfolgten die Feierlichkeit an den Radiogeräten und Bildschirmen. Politiker der regierenden Nationalkonservativen waren, angeführt von Premier Mateusz Morawiecki, in stattlicher Zahl präsent. Und Staatspräsident Andrzej Duda sandte eine Grußbotschaft.
Gleich zwei Bischöfe traten als Prediger auf. Doch zum Evangeliumstext kein Wort. Statt einer Homilie zur barmherzigen und helfenden Liebe eine Beschwörung der von Feinden umgebenden Kirche. In Assoziation des Schwedeneinfalls im 17. Jahrhundert, der vor der Klosterfest der Jasna Góra gestoppt wurde, sprach der emeritierte Bischof Frankowski von einer neuen „Sintflut“, ausgelöst durch „Genderismus, LGBT, Unterweisung über sexuelle Abartigkeiten bereits im Kindergarten, von einer Welle der Profanierung.“ Und dann holte er zu einem Rundumschlag aus gegen alles und jedes, durch das heute das Heilige auf diese Weise in den Dreck gezogen werde: „Internet, Filme, Theater, Universität, Schulen, Kindergärten, Medien, Märsche für Gleichheit.“ Und Bischof Dec wiederholte in seiner Predigt das eine oder andere bereits Gesagte und fügte dieser Liste seinerseits hinzu: „Diktatur des Relativismus und Christenphobie.“ Auch Premier Morawiecki meldete sich zu Wort. Er sieht die heutige Welt im Chaos. Der einzige rettende Weg sei „der Weg der katholischen Tradition.“
Der Konflikt mit LGBT
In der Erklärung des Vorsitzenden der Bischofskonferenz erscheint vor allem LGBT als eine antikirchliche Front, die mit ihren profanierenden Aktionen das religiöse Empfinden der Gläubigen verletze und gegen die Hochachtung des mit dem Christentum unlöslich verbundenen Polentums verstoße. In diesem Sine äußerten sich der Ordinarius der Diözese Radom, Bischof Henryk Tomasik, sowie der Prior des Paulinerklosters auf der Jasna Góra, dem Ort der Verehrung der Schwarzen Madonna. So erklärte Bischof Tomasik im Namen des Episkopats: „Die Profanierung des Bildes der Gottesmutter ist Ausdruck des Hasses all dessen, was Gottes ist; es ist ein Mangel an Gott gebührender Achtung.“ Und der Prior von Jasna Góra nennt diese Aktion „Stich in das Herz des Polentums“ und bringt sie in Zusammenhang mit dem religiösen Patriotismus, indem er darauf verweist, die Ikone sei nicht nur den Gläubigen heilig, sondern „eines der wichtigen Elemente, die unser Polentum bezeugen.“
Der Konflikt eskalierte, als ein Mitarbeiter von IKEA entlassen wurde. Er hatte gegen eine Aktionswoche des Konzerns protestiert, die der Einforderung des Respekts seitens der Angestellten und Arbeiter gegenüber ihren sexuell anders orientierten Kollegen diente. Der Mitarbeiter sah darin eine homosexuelle Werbung und berief sich in seinem Protest auf eine alttestamentliche Bibelstelle, wonach homosexuelle Handlungen mit dem Tod zu bestrafen sind. (Siehe S. )
In dieser angespannten Situation veröffentlichte der Rat der Bischofskonferenz für das Laienapostolat am 8. Juli einen versöhnlich stimmenden Text. Autor ist ein Laie, Redaktionsmitglied von „Więź“. Er beruft sich auf das Gebot der Nächstenliebe, das alle umfasse, auch Homosexuelle, „unter denen es schließlich viele Schüler und Schülerinnen Christi gibt.“ Er vermerkt aber auch, dass „die Kirche gleichgeschlechtliche sexuelle Kontakte für sündhaft hält.“ Doch könne man biblische Texte nicht eins zu eins in die Gegenwart umsetzen. Zudem sei das Bemühen biblischer wie weltlicher Wissenschaften um ein besseres Verständnis der Homosexualität zu berücksichtigen.
Was den Streit um den entlassenen Mitarbeiter betrifft, so wünscht sich der Autor eine einvernehmliche Lösung.
Der Text trägt nicht die Unterschrift des Autors, sondern ist mit „Polnische Bischöfe guten Willens“ unterzeichnet. Hier kann der Leser rätseln, ob sich lediglich ein paar Bischöfe guten Willens zu ihm bekennen oder Polens Bischöfe insgesamt mit dieser Erklärung ihren guten Willen zum Ausdruck bringen
Des Rätsels Lösung gab es bereits eine Woche später mit der erwähnten, von Radio Maryja“ organisierten Wallfahrt.
Der scheinbar unüberwindliche Klerikalismus
Mit der in der Erklärung des Vorsitzenden der Bischofskonferenz vollzogenen Wende von der Verarbeitung der Missbrauchsfälle hin zu kirchenfeindlichen Attacken und einer darauf reagierenden Festungsmentalität erspart sich die Hierarchie eine kritische Auseinandersetzung mit dem die Missbrauchsfälle in diesem Ausmaß erst ermöglichenden Klerikalismus. Der ist schließlich auf doppelte Weise eng mit den sexuellen Verbrechen verbunden – dadurch dass die Priester bei ihrem sexuellen Missbrauch die ihnen verliehene Amtsgewalt ausnutzten sowie durch die Verantwortungslosigkeit der Hierarchen, die in der Regel auf Kosten der Opfer die Taten geheim hielten und die Täter schützten.
Doch was ist Klerikalismus? Er ist ein fundamentaler Verstoß gegen das vom Apostel Paulus formulierte kirchliche Grundprinzip; „Wir wollen nicht Herren über euren Glauben sein, sondern wir sind Helfer zu eurer Freude, denn im Glauben seid ihr fest verwurzelt.“ (2 Kor 1, 24) Klerikalismus heißt, sich zu Herren über den Glauben der Gläubigen aufspielen, ihnen die Freude am Glauben vergällen, ihrer Gläubigkeit misstrauen. Klerikalismus bedeutet eine tiefe Kluft zwischen den geweihten Amtsträgern und den Laien, und die ist in der polnischen Kirche besonders tief. Der Jesuit und Psychotherapeut Jacek Prusak schreibt: „Wir dürfen nicht vergessen, dass wir mit der polnischen DNA den Klerikalimus ‚mit der Muttermilch aufgesogen haben‘, und wir irren, wenn wir meinen eine Kirche des Konzils allein deswegen zu sein, weil die Messe in der Muttersprache Gefeiert wird, mit dem Priester den Gläubigen zugewandt.“
Die Konsequenz: Laien sind an kirchlichen Entscheidungen nicht beteiligt, Ihre Rolle besteht darin, die ihnen gleichsam von Amts wegen erteilten Weisungen zu befolgen. Kritische Stimmen, die Erklärungen von Bischöfen und Aussagen von Priester hinterfragen, sind unerwünscht und werden häufig als Attacken gegen die Kirche missverstanden und zurückgewiesen.
Klerikalismus bedeutet weiter, um jeden Preis ein möglichst fleckenreines Bild von der Kirche zu zeichnen, zu vermitteln und zu verteidigen, die Verdienste der Kirche in der Geschichte Polens herauszustellen, ihre enge Verflechtung mit dem Polentum zu betonen. Diese Kirche kritisiert man nicht, und tut man es, dann gibt man sich als Feind der Kirche zu erkennen. In diesem Zusammenhang nennt Prusak den Klerikalismus eine „Struktur der Sünde, weil diejenigen, die unter ihrer Bedingung leben der Überzeugung sein können, im guten Glauben zu handeln, ohne sich bewusst zu sein, dass durch diese Struktur ihr Gewissen auf fatale Weise gebildet wurde. […] Trotz vieler Bekehrungen kann diese sie als solche bleiben, weil sie schon nicht mehr im Verhalten einzelner wurzelt, sondern in Gewohnheit, ja selbst im Recht.“
Die Erklärung des Vorsitzenden der Bischofskonferenz ist hier geradezu ein Beispiel des Klerikalismus. Und dies nicht nur, was ihren Inhalt betrifft. Sie kam ohne Mitwirkung von Laien zustande. Und der erwähnte Brief der katholischen Intellektuellen fand darin keine Berücksichtigung.
Nicht ganz ohne Hoffnungsschimmer
Kann die polnische Kirche auf Dauer notwendige Reformen vermeiden, die Papst Franziskus, zumal in Bezug auf den Klerikalismus, anmahnt? Kann sie die gegenwärtige Krise aussitzen und auf einen weniger reformfreudigen Papst hoffen? Die Zukunft wird es zeigen.
Doch es gibt bereits jetzt ein wenig Hoffnung. So ganz beruhigt können Polens Bischöfe nach dem Besuch von Erzbischof Scicluna nicht sein. Auf der Pressekonferenz sagte er (wohl unter dem Eindruck des Films „Sag es nur keinem“, den er gesehen hat), es werde immer schwieriger zu glauben, die polnische Kirche werde allein mit den Verbrechen und ihrer Vertuschung zurechtkommen. Unabhängige Experten seien erforderlich. Eine vatikanische Untersuchung schloss er nicht aus. Sollten weitergehende Veränderungen notwendig sein, werde Papst Franziskus sie bestimmt veranlassen.
Erstveröffentlichung: Imprimatur 3/2019
Jacek Prusak, Żałoba po kościele (Trauer um die Kirche), Tygodnik Powszechny vom 09. 06. 2019, S. 34.
Ebd.