Daten zum Religionsunterricht in Warschau
In Polen ist der Religionsunterricht kein verpflichtendes Schulfach. Zur Teilnahme müssen die Eltern ihre Kinder und volljährige Schüler sich selbst anmelden bzw. abmelden. Wie hoch der Prozentsatz derer ist, die landesweit den Religionsunterricht besuchen, wurde bislang nicht ermittelt. Nun liegt erstmals eine solche Untersuchung für Warschau vor, die von dem städtischen Büro für Erziehung veranlasst wurde. Sämtliche Warschauer Schulen wurden befragt. Bis auf zwei Grundschulen sind die Rückmeldungen vollständig. Danach ergibt sich folgendes Bild: In den 249 Grundschulen mit 131 000 Schülern nehmen 78% am Religionsunterricht teil. In den Mittelschulen sind es 45%. In den zum Abitur führenden Lyzeen beträgt der Prozentsatz 44,1%. Die höchste Teilnahme am Religionsunterricht nach den Grundschulen verzeichnen die Berufsschulen (52%), den niedrigsten Schüler des Technikums (40,9%). Mit der Zunahme des Alters der Schülerinnen und Schüler zeigt sich somit eine deutliche Abnahme der Beteiligung am Religionsunterricht.
Weil Vergleichszahlen aus früheren Jahren fehlen, ist kein Trend der Abnahme bzw. Zunahme feststellbar. Überraschend ist, dass der als Alternative zum Religionsunterricht gleichfalls nicht verpflichtende Ethikunterricht kaum gefragt ist. Die Schülerinnen und Schüler geben bei Nichtteilnahme am Religionsunterricht offenbar den Freistunden den Vorzug.
Der Religionsunterricht wird normalerweise zweimal wöchentlich erteilt, und dies zumeist in der ersten oder letzten Stunde des Lehrplans. Allerdings kann er bei Einwilligung der Kurie auf eine Wochenstunde beschränkt werden. 109 Warschauer Schuldirektoren machten diesbezüglich bei der Kurie eine Eingabe, die in 77 Fällen bewilligt wurde.
In Polen hat der Religionsunterricht den Charakter einer Katechese und wird gewöhnlich von Priestern erteilt. Allerdings steht er seit Jahren in der Kritik. Die politische Linke möchte ihn gänzlich aus den Schulen verbannen. Aber es gibt auch innerkirchliche Stimmen, die die Wirkkraft dieser Form der Glaubensvermittlung kritisch sehen und sich dafür aussprechen, die Katechese in die Pfarreien zu verlagern. Bei der Bischofskonferenz finden sie allerdings kein Gehör.