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Ein Gedenkstein als Provokation

Am 17. November, dem diesjährigen Volkstrauertag, enthüllten örtliche Vertreter der deutschen Minderheit in Bytom/Beuthen auf dem Friedhof der Stadt feierlich einen Gedenkstein. Unter einem Eisernen Kreuz wird nicht nur der gefallenen deutschen Soldaten zweier Weltkriege gedacht, sondern auch, in Erinnerung an die Schlesischen Aufstände der 1920er Jahre, der gefallenen deutschen Selbstschutz- und Freikorpskämpfer sowie der „ermordeten und unterdrückten Ostdeutschen“. Als Initiatoren sind die örtliche Jugendorganisation der Deutschen Minderheit und ihr Chef Markus Tylkowski eingraviert. Angeführt von dem als rechtsextrem bekannten AfD-Bundesabgeordneten Stephan Protschka und der vom Verfassungsschutz als Verdachtsfall extremistischer Bemühungen eingestufte Berliner Jungen Alternative sind auch die allesamt aus der Bundesrepublik stammenden und dem rechten bzw. rechtsextremen Spektrum angehörenden Spender erwähnt. Die ursprünglich gleichfalls eingravierte NPD wurde auf Wunsch von Protschka wieder gelöscht, wobei die Spur der Namenslöschung auf dem Stein zu erkennen ist.

Zwei Tage später war der Stein mit dem Symbol polnischer Rechtsextremisten und der Aufschrift „Szwaby raus“ übermalt.

Die Errichtung des Gedenksteins geschah ohne Kenntnis und ohne Billigung der Schlesischen Sozial-Kulturellen Gesellschaft Deutscher Minderheit. Auch ihre Jugendorganisation war über diese Aktion nicht informiert. Sie gab folgende Erklärung ab: „Die Errichtung des Gedenksteins durch Herrn Marek Tylikowski wurde zuvor zu keiner Zeit dem Vorstand des Jugendverbandes der Deutschen Minderheit der Republik Polen zur Kenntnis gegeben, mit ihm nicht abgesprochen und in keiner Weise mit ihm konsultiert. Sie war daher dem Vorstand der Organisation unbekannt, und es gab seitens des Vorstandes niemals die Erlaubnis, den Namen unseres Verbandes auf dem Gedenkstein zu verewigen.“

Die mit den Vertretern der deutschen Rechten abgesprochene, eigenwillige Initiative der Beuthener Gruppe des Jugendverbandes Deutscher Minderheit kann nur als Provokation verstanden werden, die darauf abzielt, den sozialen Frieden in Oberschlesien zu stören. Ob allerdings die AfD daraus politisches Kapital schlagen kann, erscheint eher unwahrscheinlich.

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