Außer der Reihe: Die Heilsbotschaft der Seligpreisungen
Die Heilsbotschaft der SeligpreisungenDie Seligpreisungen sind Teil der synoptischen Überlieferung (Mt 9, 3-9; Lk 6, 20-26). Bei beiden Evangelisten geht ihnen die Berufung der Jünger voraus, denen sie gleichsam als Grundsatzprogramm der Verkündigung Jesu anvertraut werden. Als Inbegriff der Botschaft vom Reiche Gottes beanspruchen die Seligpreisungen insofern eine Vorrangstellung. Sie bilden eine thesenhafte Zusammenfassung der öffentlichen Wirksamkeit Jesu in seinen Worten und Taten. Und nicht nur das. Sie finden im Leben Jesu ihren Ausdruck, ihre personale Gestaltung.
Gemeinsam sind den Seligpreisungen ihre Zweigliedrigkeit, wobei die erste und die letzte einen Ist-Zustand beschreiben, während die übrigen in der Spannung von Jetzt und Dann einen Verheißungs- und Hoffnungscharakter besitzen. Unterschiedlich ist ihre Anzahl. Mt leitet seine Doppelverse achtmal mit einem „Selig“ ein und lässt ein neuntes „Selig“ folgen, das die unmittelbar vorangehende Seligpreisung interpretiert. Unter Beibehaltung der Grundstruktur begnügt sich Lk mit einem viermaligen „Selig“, das antithetisch durch ein dreifaches „Wehe“ ergänzt wird. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass Mt die Seligpreisungen als Bergpredigt konzipiert, was nach traditioneller Auslegung darauf verweist, dass sich Jesus als neuer Moses versteht. Bei Lk spricht Jesus dagegen sein „Selig“ und sein „Wehe“ in einer Ebene, nachdem er vom Berg herabgestiegen ist.
Bezug zur biblischen Urgeschichte
Die Seligpreisungen zeigen deutliche Bezüge zu den Psalmen sowie zu Isaias. Sie besitzen damit einen alttestamentlichen Hintergrund. Im Folgenden soll der Versuch unternommen werden, sie anhand des Mt-Textes auf die in der Genesis überlieferte Urgeschichte zu beziehen. Ein solcher Bezug bietet sich an, weil es in den ersten 11 Kapiteln der Genesis in mythischer Umwandung um Urfragen der Menschheit geht, um Fragen nach dem letzten Daseinsgrund von Kosmos und Mensch, nach den Implikationen seiner Geschöpflichkeit, nach seinem Heil und Unheil.
Der erste Doppelvers der Seligpreisungen gibt Rätsel auf. Wer ist arm vor Gott? Oder in anderer Übersetzung: Wer ist arm im Geiste? Es geht um eine besondere Qualifikation der Armut, die über die reine materielle Bedürftigkeit hinausgeht. Arm sind jene, die Gott anrufen und bei ihm Gehör finden (Psl 89,1); derer sich Gott erbarmt, denen das künftige Sion verheißen wird (Is 49,13). Im biblischen Sinn besagt Armut somit eine besondere Gottesnähe.
Wenn die erste Seligpreisung den Armen das Himmelreich zuspricht, dann gilt dies in einer Ausschließlichkeit, dann ist Armut geradezu die Voraussetzung für die Zugehörigkeit zum Reiche Gottes, dann besitzt Armut Heilscharakter.
Damit ist mit „arm“ ein paradiesischer Zustand beschrieben, in dem der Mensch in Harmonie lebt, ungespalten in Übereinstimmung mit sich, umgeben von der Schönheit und Fruchtbarkeit des ihm anvertrauten Gartens, in dem er die Nähe Gottes erfährt. Ein Dasein der Unmittelbarkeit, das keine sich selbst vergewissernde Reflektion erfordert, eine im positiven Sinn verstandene Armseligkeit.
Dieser Zustand ging durch das Essen vom Baum der Erkenntnis verloren. Wer sich von seiner Frucht nährt, für den endet die paradiesische Harmonie. An ihre Stelle tritt die Zerrissenheit. Denn mit der Erkenntnis von Gut und Böse eröffnen sich für den Menschen Alternativen des Handelns, Wahlmöglichkeiten, die Entscheidung verlangen. Weil es um Gut und Böse geht, vollzieht sich mit dem Essen vom Baum der Erkenntnis die Menschwerdung des Menschen zu einem moralischen Wesen.
Und noch ein zweiter Aspekt ist von Wichtigkeit. Mit dem Essen vom Baum der Erkenntnis verlangt es den Menschen nach Wissen, nach immer mehr, nach umfassendem Wissen. Nach dem Verssprechen der Schlange ist dies die Verlockung, wie Gott sein zu wollen, was einer Aufkündigung der Geschöpflichkeit des Menschen gleichkommt. Aus ihr resultiert eine Selbstüberhöhung, aus der sich vielfältige Strukturen des Bösen ergeben als Quelle prinzipieller Unmenschlichkeit. Dies ruft Gott auf den Plan: „Seht, der Mensch ist geworden wie wir; er erkennt Gut und Böse. Dass er jetzt nicht die Hand ausstreckt, auch vom Baum des Lebens nimmt, davon isst und ewig lebt!“ Gn 3,22) Mit der Vertreibung aus dem Paradies erfährt der Mensch seine kreatürliche Begrenztheit. Doch was auf den ersten Blick als Strafe erscheint, ist im Grunde ein humanitärer, den Menschen vor sich selbst rettender Akt.
Trauer und Trost
Die zwischen dem Jetzt und dem Dann gespannten Doppelverse der Seligpreisungen beginnen mit dem Selig der Trauernden, denen Tost verheißen wird. Man mag dabei an die Vielzahl an menschlichen Erscheinungsformen von Trauer und Tröstung denken. Doch damit scheint diese Aussage noch nicht ausgeschöpft. Es geht um das grundsätzlich von Trauer überlagerte Dasein des Menschen, das ihn aufgrund der Vertreibung aus dem Paradies ein Leben lang bestimmt. Eine Rückkehr zur paradiesischen Harmonie ist ihm versagt. Mit dem Verlust des Gartens sieht sich der Mensch in eine Welt versetzt, in der er nur unter Mühsal sein Leben erhalten kann, um am Ende in der Erde, vor der er stammt und die ihn nährt, sein Grab zu finden. Diesem traurigen Dasein gilt das „Selig“, weil es hoffnungsvoll durch einen künftigen Trost als aufhebbar verkündet wird. Der Garten Eden, zu dem es kein Zurück gibt, ist dennoch nicht für immer verloren. Er dient in der christlichen Tradition als Zukunftsbild vollendeten Trostes. Seine Verheißung erfüllt sich letztendlich „in der Wohnung Gottes unter den Menschen. […] Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen. Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, kein Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen.“ (Offb 21,3f.) Jede innerweltliche Erfahrung von Trauer und Trost ist damit ein Vorschein des Künftigen.
Gewalt
Die biblische Geschichte vom Brudermord (Gn 4,1-26) setzt das Essen vom Baum der Erkenntnis voraus. Im Wissen um Gut und Böse sieht sich Kain vor die Wahl gestellt. Sein Blick ist gesenkt, ein Zeichen innerer Verfinsterung. Gott als Stimme des Gewissens verdeutlicht die Situation. „Es lauert an der Tür die Sünde“ – ein Bild der Versuchbarkeit des Menschen. Auf ihn hat es der „Dämon der Sünde“´ abgesehen. Erliegen muss ihm der Mensch zwangsläufig nicht. „Werde Herr über ihn.“ (Gn 4, 6f.)
Doch Kain erlag ihm. Er verübte die denkbar größte Gewalttat, den Brudermord. Das Land, das er bebaute, wurde von Blut getränkt. Es verlor für Kain seine Fruchtbarkeit. „Rastlos und ruhelos wirst du auf der Erde sein.“ Gewalt ist eine Folge der Ursünde des Gott-gleich-werden-wollen, der menschlichen Überhebung.
Gewalt kennt viele Facetten. Die extremste ist der Mord, der Krieg mit Millionen von Toten, die Versklavung des Nächsten, seine Erniedrigung. Gewaltanwendung ist möglich, weil der Mensch über Gewalt verfügt. Und zwar mehr oder weniger jeder Mensch. Er muss sich fragen lassen: „Wo ist dein Bruder?“ (Gn 4,9) Da hilft kein Ausweichen, kein Abwälzen der Verantwortung auf die äußeren Umstände, auf die eigene Verfasstheit, auf die man kaum Einfluss hat, ja selbst auf Gott, der ja in seiner Allmacht Gewalt hätte vereiteln können. Warum hat er sie dann zugelassen? Gott antwortet auf die Frage nicht. Der Mensch muss ohne Antwort leben, muss es ertragen, dass Gott schweigt, dass er das Böse zulässt. Der Mensch ist in seinem Fragen auf sich selbst zurückgeworfen, muss sich zu seiner Schuld bekennen. Denn in die Freiheit entlassen, ist er für sein Tun und Lassen verantwortlich.
Wer Gewalt anwendet, der verspricht sich einen Gewinn. Auch einen Landgewinn wie in den Kriegen der Weltgeschichte oder gegenwärtig im brasilianischen Regenwald.
Gegen Gewaltanwendung jeglicher Art steht die Seligpreisung derer, die keine Gewalt anwenden, die mit dem Ruf „keine Gewalt“ der bewaffneten Macht trotzen und für sich und ihr Land die Freiheit gewinnen; die dem Beispiel Jesu folgen, der gebietet, das Schwert in die Scheide zu stecken. (Mt 26,52)
Gerecht inmitten der Verderbnis
Die biblische Geschichte zeigt, wie auf der sich bevölkernden Erde die Gewalttätigkeit des Menschen zur Regel wird. Angesichts dessen, „dass alles Sinnen und Trachten seines Herzens immer nur böse war“, reute es Gott, „den Menschen gemacht zu haben“, und er gab ihn dem Verderben preis. (Gn 6,5-7)
Die Botschaft lautet: Verderbnis zieht Verderben nach sich. Die große Flut ist dafür das Signum. Was als äußeres Verhängnis des Verderbens über die Menschheit kommt, ist ihrer Verderbtheit immanent. Immer richtet sich die Verderbtheit des Menschen gegen ihn selbst, gegen seine persönliche Existenz wie gegen das Kollektiv eines Volkes. Die geschichtliche Erfahrung zweier unmenschlicher Diktaturen des vergangenen Jahrhunderts liefert dafür den Beweis.
Es ist nicht leicht, inmitten einer verderbten Welt, gerecht zu leben. Aber es gibt diese Gerechten und seien es nur wenige. Noach ist einer von ihnen. Von ihm heißt es, „er war ein gerechter, untadeliger Mann unter seinen Zeitgenossen; er ging seinen Weg mit Gott.“ (Gn 6,9) Wie er sich, umgeben von Schlechtigkeit, vor dem Bösen bewahrt hat, darüber schweigt die Schrift. Aber die Erfahrung vieler Gerechter unter Ungerechten zeigt, wie sehr sie auf sich allein gestellt sind, verlacht und angefeindet, oftmals bedroht von Haft, Folter und Tod.
Jesus preist all jene, „die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit“, selig und verspricht ihnen, dass sie „satt werden“. Ohne Gerechtigkeit wollen und können sie nicht leben. Sie werfen um der Gerechtigkeit willen ihr Leben in die Waagschale. Und sie tun dies, getragen von einer eschatologischen Hoffnung, dass die Gerechtigkeit über die Ungerechtigkeit am Ende den Sieg davon trägt; auch wenn sie dies selbst nicht mehr erleben. So hat sich immer wieder aufs Neue in der Geschichte die Gerechtigkeit gegen die Ungerechtigkeit zu behaupten. Und stets bedarf es dazu der Zeugen, die gegen alle Widerstände für sie eintreten.
Am Ende der Seligpreisungen wird diese Gerechtigkeit von den Jüngern Jesu gefordert. Und wer sich auf die Seite der Gerechtigkeit stellt, für die von Jesus verkündete und gelebte Gerechtigkeit eintritt, der muss damit rechnen, beschimpft, verleumdet und auf alle mögliche Weise verfolgt zu werden – ganz in der Tradition der alttestamentlichen Propheten. Von diesen Gerechten heißt es: „Sie hielten ihr Leben nicht fest, bis hin in den Tod. Darum jubelt ihr Himmel, und alle, die darin wohnen.“ (Offb 12,11f.)
Keine Gerechtigkeit ohne Barmherzigkeit
Dass auf die Seligpreisung derer, die nach Gerechtigkeit dürsten, das Selig der Barmherzigen folgt, ist im Sinne Jesu geradezu zwangsläufig. Für ihn gibt es keine wahre Gerechtigkeit ohne Barmherzigkeit.
Diese Begrenzung und Ergänzung der Gerechtigkeit ist in der biblischen Urgeschichte bereits grundgelegt. Nachdem Noach die Arche verlassen und dem Ewigen ein Opfer dargebracht hat, fasst Gott diesen Beschluss: „Ich will die Erde wegen des Menschen nicht noch einmal verfluchen: denn das Trachten des Menschen ist böse von Jugend an.“ (Gn 8,21) Damit ist nicht mehr das vernichtende Gericht die Antwort Gottes auf die Verderbnis der Welt. Er duldet fortan das offenbar unausrottbar Böse. Doch die Verpflichtung des Menschen, sich dem Bösen zu erwehren, bleibt bestehen. In diesem Sinn schließt Gott mit Noach den für die Menschheit insgesamt geltenden Bund, als dessen Zeichen der Regenbogen dient. Er soll an Gottes barmherzige Duldung erinnern und an die Verpflichtung des Menschen zu gerechtem Handeln.
In der Bergpredigt gibt es zu dieser urbiblischen barmherzigen Duldung eine Entsprechung. Jesus begründet die Feindesliebe und das Ziel, Söhne des himmlischen Vaters zu werden, damit, dass Gott seine „Sonne über Böse und Gute aufgehen“ lässt und „regnen über Gerechte und Ungerechte“. (Mt 5,44f) Die Bösen und Ungerechten sind nicht von Gottes Fürsorge ausgeschlossen, und ob wir Söhne des himmlischen Vaters werden, hängt von unserer Beziehung zu ihnen ab. Das Beispiel dazu gab Jesus selbst, indem er sich mit Zöllnern und Sündern an einen Tisch setzte und damit für Schriftgelehrte und Pharisäer zum Ärgernis wurde. Sein in Wort und Tat zum Ausdruck gebrachtes Verständnis des Gesetzes und der Gerechtigkeit brachte ihn in eine unausweichliche Auseinandersetzung mit den Hütern des Gesetzes.
Das Gesetzesverständnis Jesu
Diese Auseinandersetzung nimmt im Rahmen der Bergpredigt einen großen Raum ein. (Mt 5-7) Wie sind die Aussagen des “Ihr habt gehört“ und „Ich aber sage euch“ zu verstehen? Radikalisiert hier Jesus das Gesetz und fordert zu seiner radikalen Befolgung auf? Oder sind seine Verschärfungen lediglich Metaphern, die den Akzent von der äußeren Handlung auf die innere Gesinnung legen? Weder das eine noch das andere, auch wenn die traditionelle Auslegung ein derartiges Verständnis nahe legt.
Jesus bedient sich hier vielmehr der unter Schriftgelehrten üblichen Methode der Gesetzesauslegung. Um möglichst jede Übertretung des Gesetzes auszuschließen, errichteten sie mit ihrer Kasuistik um jedes einzelne Gesetz einen weitläufigen Zaun detaillierter Bestimmungen. So ergab sich aus dem Gebot der Sabbatheiligung das Verbot, im Vorbeigehen ein paar Ähren zu pflücken oder zu heilen, Verbote, über die sich Jesus und seine Jünger hinwegsetzten.
Indem Jesus diese Methode radikalisiert, führt er sie im Streit mit den Schriftgelehrten und Pharisäern ad absurdum und zeigt, dass eine radikal zu Ende gedachte Gerechtigkeit in Unmenschlichkeit endet, wenn ihr Preis ein ausgerissenes Auge oder eine abgehackte Hand sind. Auch Kompromisse helfen hier nicht weiter, wie Jesus dies am Beispiel des Scheidungsbriefes verdeutlicht, der den Weg zu neuer schuldhafter Verstrickung eröffnet. Damit macht er klar, dass sich auf diese Weise das Gesetz nicht erfüllt und eine vollkommene Gerechtigkeit nicht begründet werden kann. Gegen die Vielzahl an Gesetzesbestimmungen setzt er mit der sogenannten Goldenen Regel eine Kurzformel: „Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen.“ (Mt 7,12; Lk 6,31) Was sie besagt, das verdeutlicht Paulus in seinem Brief an die Römer: „Bleibt niemand etwas schuldig, nur die Liebe schuldet ihr einander immer. Wer den anderen liebt, hat das Gesetz erfüllt. Denn die Gebote: Du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht begehren, und alle anderen Gebote sind in dem einen Satz zusammengefasst: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. Also ist die Liebe die Erfüllung des Gesetzes.“ (Röm 13,8-10) Und wer in Liebe das Gesetz erfüllt, der hat auch „ein reines Herz“ und wird „Gott schauen“, denn „Gott ist die Liebe“. (1 Joh 4,16)
Der Gegensatz zur Goldenen Regel ist die Devise „Auge für Auge und Zahn für Zahn. (Mt 5,38) Das Böse, das mir einer antut, muss ich ihm mit gleicher Münze heimzahlen. Daraus entwickelt sich leicht eine Spirale wechselseitiger Vergeltung. Ihr gilt es, nach der Weisung Jesu zu widerstehen. Und dies dadurch, dass diese Devise erst gar nicht zur Anwendung kommt, indem man noch auf dem Weg zum Gericht mit seinem Gegner Frieden schließt und bevor man seine Gabe zum Altar bringt, sich mit ihm versöhnt. (M1 5,38-40; 23f) Wer so handelt, der ist als Friedensstifter selig zu preisen.
Selig die Friedensstifter
Doch was ist im biblischen Sinn „Friede“? Das hebräische Schalom besitzt einen weiten Bedeutungshorizont und umfasst die Fülle an Gütern, die das Glück des Menschen ausmachen. Friede ist gleichsam ein paradiesischer Zustand der Harmonie des Menschen mit sich selbst, mit der ihn umgebenden Natur sowie in seiner Beziehung zu Gott. Dabei übersteigt „Friede“ die rein innerweltliche Verwirklichung und besitzt eine eschatologische Bedeutung.. Sie findet sich bereits bei den Propheten in Erwartung des Friedessfürsten“, der den endgültigen Frieden bringt. (Is 9,5)
Eschatologisch ist auch der Friede Christi. In den Abschiedsreden Jesu lesen wir: „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht einen Frieden, wie die Welt ihn gibt, gebe ich euch.“ (Joh 14,27) Friede gehört damit zur Hinterlassenschaft Jesu. Und es ist sein eigener Friede in der Einheit mit dem Vater, der über das hinausgeht, was die Welt an Frieden zu bieten hat. Paulus verdeutlicht dies in Hinblick auf die Vereinigung von Juden und Heiden in seinem Brief an die Epheser: Christus „ist unser Friede. Er vereinigte die beiden Teile und riss durch sein Sterben die trennende Wand der Feindschaft nieder. Er hob das Gesetz samt seinen Geboten und Forderungen auf, um die zwei in seiner Person zu dem einen neuen Menschen zu machen.“ (Eph 2,14f)
Eine politische Bedeutung der Seligpreisungen?
Am Ende bleibt die Frage nach einer politischen Bedeutung der Seligpreisungen, die sich insbesondere in Zusammenhang mit den Friedensstiftern aufdrängt. Es versteht sich, dass die Seligpreisungen nicht als politisches Programm konzipiert sind. Sie stehen allesamt unter einem eschatologischen Vorbehalt, was ihren Weltbezug relativiert. Das bewahrt vor Illusionen und verlangt eine nüchterne Einschätzung ihrer Realisationsmöglichkeiten. Unter dieser Voraussetzung können und sollen allerdings die Seligpreisungen als Impuls und Motivation eines politischen Handelns dienen, durch das ein Christ seinen Weltauftrag erfüllt.