Antideutsche Manifestation im Gerichtssaal
Der Konzern Rengier Axel Springer Polska (RASP) hat durch seinen Chef Mark Dekan gegen das fremdenfeindliche und antisemitische Boulevardblatt „Warszawska Gazeta“ Anzeige wegen Verleumdung erstattet. Die Zeitung hatte wahrheitswidrig behauptet, die in Polen über deutsches Kapital verfügenden Medien, darunter RASP, seien eine „fünfte Kolonne“. RASP fordert zudem von der „Warszawska Gazeta“ als Entschädigung eine hohe Summe für soziale Zwecke.
Die „Warszawska Gazeta“ berichtet über den Prozess unter dem Titel „Der Deutsche spuckt uns nicht ins Gesicht“. Bei diesem Motto handelt es sich um ein Zitat aus der „Rota“, einem antideutschen Lied aus dem 19. Jahrhundert als Protest gegen die Unterdrückung des Polentums durch die preußische Teilungsmacht. Aber kann man – so ist zu fragen – eine Analogie zwischen der damaligen historischen Situation und dem gegenwärtigen deutsch-polnischen Verhältnis ziehen? Wohl kaum.
Die „Warszawska Gazeta“ sieht in diesem Prozess „einen Kampf gegen die deutsche Arroganz. Dies ist ein Prozess um Meinungsfreiheit. Es kann nicht sein, dass ein großer deutscher Konzern zu diktieren versucht, was man in Polen schreiben darf. Dies ist ein Prozess, dessen Gegenstand darin besteht, Journalisten in den wichtigsten Debatten den Mund nicht zu verbieten, in Debatten um die historische Wahrheit. Daher besitzt dieser Prozess ein solches Gewicht.“
Angesichts dieser Umstände erwartet Dekan als Vertreter von RASP offenbar keinen fairen Prozess und blieb der Verhandlung fern. Der Vertreter der „Warszawska Gazeta“ wertete dies als Missachtung des Gerichts. Der mit der Leserschaft des Boulevardblatts gefüllte Gerichtssaal quittierte diese Erklärung mit beifälligem Händeklatschen und Bravorufen. Ohne dass der Gerichtsvorsitzende einschritt, erklang am Ende der nicht stattgefundenen Verhandlung die „Rota“: „Der Deutsche spuckt uns nicht ins Gesicht./Er wird unsere Kinder nicht germanisieren.“