Außer der Reihe: Da ergriff ihn Angst und Traurigkeit“ (Mt 26, 37)
Der Satz entstammt der Matthäuspassion, dem Evangelium von Palmsonntag. Es ist die Nacht der Gefangennahme Jesu, der Beginn seines Leidensweges. Er hatte mit den Seinen das Paschamahl gefeiert, Brot und Wein zu Zeichen seiner Hingabe erklärt und war gleich darauf mit ihnen zum Ölberg aufgebrochen. Er hatte Petrus, Jakobus und Johannes, die seine Verklärung miterlebt hatten, beiseite genommen und sie zu einem etwas abgelegenen Ort geführt. Sie sollten mit ihm wachen, während er von „Angst und Traurigkeit“ ergriffen wurde.
Darin ist Jesus ganz Mensch. Er weiß, dass es um ihn eng geworden ist. Mit knapper Not war er ein paar Mal einer Steinigung entgangen. Sein Tod ist beim Hohen Rat beschlossene Sache. Schon ist der Verräter unterwegs, um ihn den Häschern auszuliefern.
Eine ausweglose Situation, in der die Nacht auf den kommenden Tag übergreift, sich die Zukunft verdunkelt und Traurigkeit ihn überwältigt. Er möchte seine innere Not den drei Jüngern mitteilen, doch sie, schlaftrunken, reagieren nicht.
In seiner Todesnot ist Jesus auf sich allein gestellt. Allein und doch nicht allein. Er wendet sich an seinen Vater, bittet ihn, dass der Kelch an ihm vorüber geht; doch wenn nicht, dann „geschehe Dein Wille“.
Sein Gebet ändert nichts an seiner äußeren Situation, aber es stärkt ihn für das, was kommt.
Angst und Traurigkeit sind auch Teil unserer Lebenserfahrung. Wessen Seele war nicht schon mal zu Tode betrübt? Erinnern wir uns, besonders in diesen Wochen der Bedrohung durch das Coronavirus, an jene Stunden, in denen wir Ähnliches erfahren haben: Als uns die Angst die Kehle zuschnürte, wir uns allein und verlassen fühlten, vielleicht niemand unsere innere Not verstand. Wie haben wir eine solche Situation bestanden? Welche Kraft hat uns davor bewahrt, in Verzweiflung zu versinken? War es das Flehen zu Gott? War es Gnade, die uns durch das „dunkle Tal“ geführt hat? Wenn ja, dann können wir am Ende mit dem Psalmisten sagen: „Ich fürchte kein Unheil: Du bist bei mir.“ (Psl 22)