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Allen Lesern meines Blogs ein frohes Ostern

  • Theo Mechtenberg
  • 27. März 2021
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 29. März 2021

Joh 20, 1 – 10 (Ostersonntag)

Ostern beginnt nicht mit einem Alleluja, nicht mit der Botschaft: Der Herr ist auferstanden. Noch herrscht Dunkelheit, als sich Maria von Magdala auf den Weg zum Grab macht. Die Sehnsucht nach dem, den sie liebte, treibt sie in aller Frühe zu jenem Ort, der ihr zur Erinnerung geblieben ist. Doch sie muss voller Schrecken erfahren, dass der Stein weggewälzt, das Grab leer ist. Für sie ist dies keineswegs ein Zeichen, dass der Gekreuzigte lebt. Ganz im Gegenteil. Nun ist ihr, so scheint es, die letzte Möglichkeit einer Nähe zu ihrem geliebten Toten genommen. In ihrer Trauer und Verwirrung begibt sie sich eilig zu Petrus und Johannes: „Man hat den Herrn aus dem Grab weggenommen und wir wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat.“ (3)

Eine in ihrer doppelten Ungewissheit höchst beunruhigende Nachricht! Wer mag die Grabesruhe gestört, den Leichnam genommen haben, und wohin hat man ihn gebracht? Auch wenn der Text keine Vermutungen enthält, so drängt sich doch der Gedanke auf, der Hohe Rat könne dies alles veranlasst haben. Schließlich wollte man Jesus ein für alle Male aus dem Weg räumen, seinen Namen aus dem Gedächtnis des Volkes löschen. Was aber, wenn ihm ein Grab blieb, das bald wie ein Magnet die Menschen anziehen würde? Wenn Pilger aus dem ganzen Land und dazu noch aus der Diaspora herbeiströmen würden, um dem Verworfenen ihre Verehrung zu erweisen? Wenn das Grab zum Garanten einer fortlebenden und sich ausbreitenden Lehre dieses Jesus werden würde? Immerhin wusste man in Israel sehr wohl um die Macht von Gräbern, aus der eigenen Geschichte wie aus der des nahen Ägypten.

Verständlich daher die Unruhe, welche die Nachricht vom vermeintlichen Raub des Leichnams Jesu bei den beiden Jüngern auslöst. Auch sie laufen zum Grab, der eine schneller als der andere. Auch sie finden das Grab leer, machen aber eine rätselhafte Entdeckung: Sie sehen die Leinenbinden, mit denen der Leichnam umwickelt war, im Grab liegen, dazu das Gesichtstuch, ordentlich gefaltet, von den Binden getrennt „an einer besonderen Stelle“. (7) Kaum anzunehmen, dass man den Leichnam zuvor von seiner Verhüllung befreit hatte, um ihn in seiner Blöße wegzuschaffen. Eine solche sinnlose Mühe macht man sich nicht, soll ein Leichnam gestohlen werden. Und nicht nur das: Man hätte das Gebot kultischer Reinheit verletzt. Ein Unding, dass ein solcher Auftrag vom Hohen Rat erteilt worden wäre. Was aber konnte dann diese seltsame Entdeckung bedeuten? Aus dem mageren Befund gleich auf Jesu Auferstehung zu schließen, wäre doch wohl zu gewagt gewesen. Aber vielleicht hatten die Jünger einen Zipfel von diesem Geheimnis erfasst. Daher der knappe, Johannes zugesprochene Satz: „Er sah und glaubte.“ (8) Was Johannes glaubte, ist nicht gesagt. Gemeint ist wohl so etwas, wie ein gläubiges Ahnen, vor einem Mysterium zu stehen, das in dieser Stunde noch nicht voll offenbar wird. Daher auch der einschränkende Nachsatz: „Denn sie wussten noch nicht aus der Schrift, dass er von den Toten auferstehen musste.“ (9)

So einzigartig die Erfahrung der beiden Jünger auch ist, eine Analogie zu unserem Leben bietet sich dennoch an. Ergeht es uns mit unserem Glauben nicht ähnlich wie den Jüngern am leeren Grab? Wer dringt schon in die Tiefe göttlicher Geheimnisse ein? Erfassen wir nicht vielmehr immer nur einen Zipfel davon, je nach unserer Lebenssituation – in Trauer und Freude, unter der Last des Daseins und in Momenten der Glückserfüllung, in Einsamkeit und in der Begegnung mit einem lieben Menschen? In Erfahrungen, die über ihren Anlass hinausweisen, so dass auch wir sagen können: Ich sah und glaubte.

 
 
 

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