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Die antideutsche Karte zieht offenbar immer noch


Seit Tagen sieht sich Donald Tusk, der ehemalige polnische Premier und EU-Ratsvorsitzende sowie jetzige Vorsitzende der Volkspartei im Europaparlament, im staatlichen Fernsehen TVP massiven Angriffen ausgesetzt. Der Anlass: Er hatte Armin Laschet nach dessen Wahl zum CDU-Vorsitzenden gratuliert. Und das auf Deutsch.

Tusk sei kein wahrer Pole, sondern ein Mann Merkels. Dass er als Danziger Deutsch gesprochen habe, sei ein „Skandal“. Er sei kein polnischer, sondern in Wahrheit ein deutscher Politiker und immer von Deutschland abhängig gewesen. Unter dem Titel „Donald Tusk dankt den Deutschen“ werden seine, die CDU lobenden Worte zitiert: „Ihre Regierungen waren immer ein Segen für ganz Europa.“ Dafür habe er gedankt und zum weiteren Kampf aufgefordert. Einen Tag später heißt es unter dem Titel „Der gegenüber den Deutschen unterwürfige Tusk“: Nicht nur der Inhalt, auch die Form seiner in deutscher Sprache gehaltenen Rede wecke das Interesse der Kommentatoren. An seinen gegenüber den Deutschen überaus freundlichen Ton würden sich noch die Wähler von früher erinnern. Natürlich fehlte in diesem Zusammenhang nicht der Hinweis auf die Verbrechen der Deutschen im Zweiten Weltkrieg.

All das, was das staatliche Fernsehen ausstrahlte, hatte die eine Tendenz: Die Deutschen schaden Europa, und der die Deutschen huldigende Tusk schadet Polen, denn er repräsentiert nicht die polnische, sondern die deutsche Staatsräson, und das aus persönlichem Interesse.

Am 4. Tag dieser Kampagne schickte TVP Reporter auf die Straße, um die Menschen suggestiv zu fragen: „Warum pries Tusk die Deutschen auf Deutsch?“ Natürlich wurden nur Antworten gesendet, die den Erwartungen der Reporter entsprachen. Danach zeigten sich die Befragten zu 100% schockiert, denn „ein Polle spricht kein Deutsch“; „Tusk ist ein deutscher Abgesandter“; „er vertritt die deutsche Optlon“.

Dass das staatliche Fernsehen Tusk auf diese Weise attackiert zeigt, welche Angst Kaczyński offenbar vor seiner Rückkehr in die polnische Politik hat. Im Herbst 2023 sind Parlamentswahlen, und damit steht für Kaczyński eine mögliche Abwahl seiner Regierung auf dem Spiel. 2022 endet Tusks Amtszeit als Vorsitzender der Europäischen Volkspartei, was diese Rückkehr möglich macht. Zudem hatte Tusk an dem Tag, an dem die Kampagne gegen ihn ihren Anfang nahm, im unabhängigen Fernsehen TVN24 seine Rückkehr in die polnische Politik nicht ausgeschlossen: „Wenn es um meine politische Aktivität, um meine künftige politische Rolle geht, werde ich mich dem gewiss nicht verweigern. Ich tue alles, was in meiner Macht steht, und dies sicher noch vor den Wahlen in Polen, um zum Sieg, zur Rückkehr zur Normalität und zur Demokratie in Polen beizutragen.“

Damit dies gelingt, muss Tusk alles daran setzen, die Opposition für den kommenden Wahlkampf gegen die Nationalkonservativen zu einen. Als erstes Anzeichen kann gewertet werden, dass vier Oppositionsführer das Cover eines Geschenkexemplars seiner Erinnerungen an die Zeit seiner Tätigkeit als EU-Ratspräsident mit ihren Vornamen signierten, und das mit den Worten „Gemeinsam ins Neue Jahr“.

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