Die Reformierte Katholische Kirche
Seit 2007 gibt es in Polen eine kirchliche Neugründung, die Reformierte Katholische Kirche. Sie sieht sich in der Tradition der aufgrund der Ablehnung des päpstlichen Unfehlbarkeitsdogmas 1870 ins Leben gerufenen Altkatholischen Kirche. Sie kennt keine Zölibatsverpflichtung, eröffnet Frauen den Zugang zu den Weiheämtern und ermöglicht gleichgeschlechtlichen Paaren den Empfang des Ehesakraments.
Derzeit zählt die Reformierte Katholische Kirche 60 eingeschriebene Gemeindeglieder sowie über 100 Interessenten, die bereits an ihren Gottesdiensten teilnehmen. Pfarreien gibt es in Posen und Warschau, in weiteren Städten kleinere Gemeinschaften.
Die Weihe der Priester wurde im Ausland durch altkatholische Bischöfe vollzogen. Unlängst wählte die Vollversammlung der Gläubigen einen Bischof, dessen Weihe im Ausland jedoch aufgrund der Corona-Pandemie noch aussteht.
Die Priester wie der Bischof üben ihren pastoralen Dienst ehrenamtlich aus und verdienen ihren Lebensunterhalt in ihren angestammten Berufen. Es mangelt zudem an eigenen kirchlichen Räumen, so dass die Gottesdienste zumeist in Privatwohnungen gefeiert werden.
Die Reformierte Katholische Kirche ist keine staatlich anerkannte Glaubensgemeinschaft, weil Justizminister und Generalstaatsanwalt Ziobro ihr die Registrierung verweigert. Grund ist die von ihr praktizierte Trauung gleichgeschlechtlicher Paare, die als „private“ Zeremonie in Polen keine rechtlichen Folgen hat. Ganz im Sinne der Bekämpfung der sogenannten „LGBT-Ideologie“ sieht Minister Ziobro darin „eine Bedrohung der öffentlichen Ordnung und der Moral“.
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