Frauenordination in der lutherischen Kirche Polens
Auf der letzten lutherischen Synode in Polen stimmten 45 von 59 Synodalen für die Zulassung von Frauen zur Ordination. Die Entwicklung zum Synodenbeschluss reicht weit zurück. Seit 1993 können Frauen in den Gemeinden Gottesdienste halten. 1999 wurde für sie das Amt der Diakonin eingeführt. Eine jahrelange Diskussion klärte die biblische Grundlage dieses Beschlusses und hob die Bedeutung von Frauen in den urkirchlichen Gemeinden hervor. Letztlich vorbereitet wurde die Entscheidung durch die synodale Kommission, die 2008 zu dem Ergebnis gelangte, dass für die Ordinierung von Frauen keine theologischen Hindernisse bestehen.
Ausschlaggebend für den synodalen Beschluss war auch das lutherische Amtsverständnis. Anders als in der römisch-katholischen Kirche kennen die Lutheraner kein Sakrament der Priesterweihe und damit kein Priestertum im strengen Sinn. Für sie endete das Priestertum entsprechend dem Hebräerbrief mit dem Hohepriestertum Jesu Christi, so dass es für sie keinen durch eine Weihe aus der Gemeinschaft der Gläubigen herausgehobenen Priester gibt, der als Mann gleichsam in persona Christi liturgisch handelt.
Bereits ab dem 1. Januar 2022 können sich Frauen, die in der lutherischen Kirche als Diakoninnen tätig sind, um ein Pfarramt bewerben. Auch das Bischofsamt steht ihnen nunmehr grundsätzlich offen. Doch ehe es dazu kommt, dürften wohl noch viele Jahre vergehen.
Praktisch ändert sich zunächst wenig, denn bereits jetzt erfüllen Diakoninnen dieselben pastoralen Aufgaben wie die ordinierten Pfarrer, denen sie unterstellt sind. Mit ihrer Zulassung zur Ordination können sie nun selbst ein Pfarramt übernehmen und sind ihren männlichen Kollegen gleichgestellt.
Auf die katholische Kirche Polens dürfte der Synodenbeschluss keine Auswirkungen haben. Als Minderheitskirche mit rund 60 000 Gläubigen ist seine öffentliche Wirkung marginal. Negative Auswirkungen auf die ökumenischen Beziehungen sind gleichfalls nicht zu erwarten.
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