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Schuld sind immer die anderen


Anfang des Jahres gewährte Erzbischof Stanisław Gądecki, Vorsitzender der Bischofskonferenz, der kirchlichen Nachrichtenagentur ein Interview zur Lage der Kirche. Für den deutlichen Rückgang der Religiosität machte er die in den 1990er Jahren, also nach dem Ende kommunistischer Herrschaft und mit dem Beginn eines demokratischen Polen, einsetzenden westlichen Einflüsse verantwortlich, die dazu geführt hätten, sich ausschließlich nach irdischen Zielen zu sehnen.

Auch für den Vertrauensschwund der Hierarchie sieht der Posener Metropolit keinen innerkirchlichen Grund. Der sei vielmehr auf einen geistlichen Mangel bei denen zurückzuführen, die sich gesellschaftlich engagieren.

Auch der sexuelle Missbrauch Minderjähriger kam zur Sprache. Doch mit keinem Wort erwähnte der Vorsitzende der Bischofskonferenz die Verbrechen von Priestern und die systematische Vertuschung der Skandale. Schuld seien vielmehr die moderne Kultur und der angebliche Verfall der Moraltheologie. Nach Aussage des Erzbischofs ist die Kirche die einzige Institution, die ein System zum Schutz von Minderjährigen eingeführt hat.

Piotr Sikora vom „Tygodnik Powszechny“ kommentiert: „Die Aussagen des Posener Metropoliten sind durchdrungen von einer negativen Einstellung zu allem, was nicht kirchlich ist. In ihnen findet sich keine kritische Selbstreflektion zu den dunklen Seiten der kirchlichen Institution. Wenn die Worte des Vorsitzenden der Bischofskonferenz für die Mehrheit der Bischöfe repräsentativ sind, dann spricht das für keine gute Zukunft der Kirche in Polen.“ (TP v. 31. 01. 2021, S. 10)

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