Was wirklich zum Himmel schreit
Der einem offenen Katholizismus zuzurechnende Erzbischof Grzegorz Ryś hielt im September im Rahmen eines Kongresses zur Neuevangelisation im Stadion von Łódź, seinem Bischofssitz, einen Jugendgottesdienst. Und obgleich sich in Polen unter jungen Leuten ein deutlicher Trend zur Abkehr von der Kirche zeigt, füllten 6,5 Tausend Jugendliche die Arena.
Gleich nach Eröffnung der Eucharistiefeier bat der Erzbischof, anstelle des allgemeinen Sündenbekenntnisses das Bußsakrament zu empfangen. Daraufhin verteilten sich 150 Priester unter die Jugendlichen, bereit für den Dienst der Versöhnung.
Die durch diesen Beichtvorgang unterbrochene Eucharistiefeier zeigte auch sonst die eine oder andere, dem Verständnis der Jugendlichen geschuldete Veränderung in Gestik und Sprache.
Doch statt dieser Initiative Anerkennung zu zollen, wurde Erzbischof Ryś durch eine Erklärung des Vorsitzenden der Bischofskommission für den Kult und die Sakramentendisziplin, einem Weihbischof, öffentlich gemaßregelt: „Ein Priester soll sich dessen bewusst sein, dass er ein Diener der heiligen Liturgie ist und dass es ihm nicht frei steht, während der Zelebration der heiligen Messe eigenmächtig etwas hinzuzufügen, wegzulassen und zu verändern. […] Man darf das Bußsakrament nicht mit der heiligen Messe verbinden.“
Erzbischof Ryś sah sich zu einer Entschuldigung genötigt, betonte aber: „Wenngleich manche liturgische Normen dem Buchstaben nach nicht eingehalten wurden, so wurden sie doch nicht nach dem Sinn und dem Geist verletzt.“
Der Laienvertreter der polnischen Kirche für die der Synodalität gewidmeten Römischen Bischofssynode, ein Professor der Schlesischen Universität, kommentierte den Vorgang: „Das zum Himmel schreiende Ärgernis ist meiner Meinung nach nicht das, was im Stadion von Łódż geschah, sondern das, was einem Teil meiner Glaubensbrüder und Glaubensschwestern über die Lippen kommt. Das ist das wahre `Stadion-Ärgernis`.“
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