Eine ungeheuerliche Aussage von Beata Szydło in Auschwitz
- Theo Mechtenberg
- 15. Juni 2017
- 2 Min. Lesezeit
Eine ungeheuerliche Aussage von Beata Szydło in Auschwitz
Die Kaczyński-Partei und die von ihr gebildete Regierung schrecken nicht davor zurück, selbst das Gedenken an den Holocaust für ihre politischen Zwecke zu instrumentalisieren. Ausgerechnet am Gedenktag der Opfer deutscher Konzentrationslager sprach Ministerpräsidentin Beata Szydło in Auschwitz Sätze, die für Empörung sorgten. Nicht nur dass sie sich darauf beschränkte, in Auschwitz lediglich „einen tragischen Teil der Geschichte Polens“ zu sehen, sie verstieg sich zudem zu der Aussage, Auschwitz sei „in unseren heutigen unruhigen Zeiten eine große Lektion dafür, dass man alles tun muss, um die Sicherheit und das Leben unserer Bürger zu schützen.“
Wenngleich nach einer Lawine empörender Kommentare dieser Satz auf Twitter eilig gelöscht wurde, sollte er allen im Bewusstsein bleiben, die sich über die politischen Absichten von PiS keine Illusionen machen.
Die Ungeheuerlichkeit dieser Aussage liegt darin, dass die „heutigen unruhigen Zeiten“ in Parallele zu Auschwitz gesehen werden – und dies in Verkehrung des eigentlichen Sinns. Denn Szydło meint keineswegs, dass die Lehre von Auschwitz heute darin besteht, rassisch und religiös Verfolgten, Homosexuellen und politisch Andersdenkenden in Polen Schutz zu gewähren. Sie missbraucht vielmehr Auschwitz dazu, die Weigerung, auch nur einen einzigen syrischen Kriegsflüchtling aufzunehmen, zu rechtfertigen. Denn die „heutigen unruhigen Zeiten“, das ist für sie die Zeit, in der Europa durch den „Ansturm“ der Flüchtlinge „gefährdet“ ist, durch ihren „Terrorismus“, letztlich durch eine „Islamisierung“, durch die schon jetzt die europäischen „Werte in Trümmern liegen“, wie sie sagte. Vor dieser Gefahr gelte es, „die eigenen Bürger zu schützen“. Und der Satz besagt indirekt noch eines: Um den Bürgern das Gefühl zu vermitteln, dass PiS ihre Sicherheit garantiert, muss man ihnen mit dem Islam zuvor gehörig Angst machen, indem man die Schrecken des Holocaust in Parallele zur Bedrohung Europas durch die islamischen Flüchtlinge bringt.
Quelle: Tadeusz Sobolewski, „Wartości lec w gruzach“. Pani Premier udowadnia to w Auschwitz (Die Werte liegen in Trümmern“. Frau Ministerpräsidentin belegt das in Auschwitz), Gazeta Wyborca v. 14. 06. 2017.
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