Amerikanischer Neofaschist als Redner auf dem polnischen Unabhängigkeitstag
In jedem Jahr feiern die Polen am 11. November ihre Unabhängigkeit. Und wie in den letzten Jahren ist es auch 2017 eine tief gespaltene Gesellschaft, die im Gedenken an die Wiedererstehung des polnischen Staates nach dem Ersten Weltkrieg diesen Tag begeht. Das nationalistische, rechtsradikale Lager stellt seinen „Marsch der Unabhängigkeit“ unter die Losung „Wir wollen Gott“, Titel eines in der Vergangenheit bei antikommunistischen Manifestationen gesungenen Kirchenliedes. freiheitliche und linke Gruppierungen haben unter dem Motto „Für eure und unsere Freiheit. Geschichte geschieht heute“ eine Gegenmanifestation angekündigt.
Der mit dem rechtsradikalen Lager verbundene „National-soziale Kongress“ plant am Vortag in Warschau eine Konferenz „Europa der Zukunft, Vision nach dem Fall des Westens“. Dem Vernehmen nach ist dazu der Amerikaner Richard B. Spencer, Begründer der rassistischen Ideologie „All right“ als Redner geladen. Vor einem Jahr erinnerte dieser führende amerikanische Neofaschist in Washington daran, dass Amerika noch vor einer Generation vor allem weiß war – und dies in Zukunft auch wieder so sein werde. Spencer begrüßte die Wahl des neuen amerikanischen Präsidenten mit „Heil Trump“, und seine Anhänger erhoben dazu ihren rechten Arm in der Geste des Hitlergrußes.
Angesichts dieser Ankündigung mag man sich verwundert die Augen wischen und es kaum glauben wollen, dass nach den Erfahrungen, die Polen im Zweiten Weltkrieg mit dem nazistischen Rassismus gemacht hat, ein solcher Mann am polnischen Unabhängigkeitstag das Wort erhält.
Quelle: Wojciech Karpieszuk, Gazeta Wyborzca v. 17. Oktober 2017.