Bauernproteste in Polen
Im Januar gab es in Polen massive Bauernproteste. Traktoren blockierten Straßen, auch Autobahnen. Für den 06. Februar ist die Blockade sämtlicher Warschauer Zufahrtstraßen geplant. Das Motto dieses „AGFRA-Aufstandes“ lautet: Genug der Versprechen. Wir gehen in die Hauptstadt.“
Organisator der Proteste ist Michał Kołodziejczak, ein noch relativ junger, tatkräftiger Mann, Mitglied von PiS und Gemeinderat in seinem Dorf. Doch als er im Vorjahr dort einen Protest organsierte, drohte ihm der Amtsverlust. Seitdem ist sein Verhältnis zu PiS distanziert, und er bemüht sich bei seinen Aktionen um parteipolitische Neutralität. Faktisch zielen allerdings die Proteste gegen die PiS- Regierung.
Vor einem Jahr gründete Kołodziejczak einen eigenen Bauerbverband, der schnell an Bedeutung gewann. Bald danach führte er bereits im Landwirtschaftsministerium Gespräche, um die Lage der Bauern zu verbessern. Als diese zu keinem Ergebnis führten, organisierte er im Mai 2018 erste Proteste. In einem Schreiben wandten sich die Bauern an Premier Morawiecki und brachten darin zum Ausdruck, dass sie sich „verraten und erniedrigt fühlen“.
Grund der Proteste ist das nicht eingehaltene Versprechen der Regierung, den einheimischen Markt besser vor ausländischer Konkurrenz zu schützen. Polens Bauern, vor allem jene, die Kartoffeln und Gemüse anbauen, haben es schwer, ihre Produkte an den Konsumenten zu bringen. Wenige Supermarktketten wie Lidl und Kaufland beherrschen den Markt und bestimmen die Ankaufprise. Das schafft nachteilige Abhängigkeiten, zumal die Landwirte kaum eine Möglichkeit haben, ihre Produkte anderswo preiswert zu verkaufen. Auch würden nach Angabe dieses Bauernverbandes ausländische Waren als polnische Produkte ausgewiesen, wogegen die Bauern gleichfalls protestieren und eine deutliche Kennzeichnung entsprechend der Herkunftsländer fordern.