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„Stoppt den Unsinn!“

So nennt sich eine Gruppe von Aktivistinnen, die in Warschau und anderen Städten nachts unterwegs ist, um nationale und kirchliche Denkmäler mit der Regenbogenfahne, dem Symbol von LGBT, zu versehen. Die politische Rechte und Teile der Kirche fühlen sich dadurch aufgeschreckt. Als von dieser Aktion auch die Christusstatue vor der Warschauer Heiligkreuzkirche betroffen war, sah Kardinal Nycz darin einen Akt der „Profanierung und des Vandalismus“. Ähnlich äußerten sich Politiker und Journalisten der politischen Rechten. Premier Morawiecki sprach von einer „unerhörten Frechheit“ und begab sich zur Statue des kreuztragenden Christus, um dort eine Kerze zu entzünden.

Nicht die erste Form dieser Aktion

Es ist interessant, dass sich diese Aktivistinnen mit Vorliebe religiöser Symbole für ihre Aktionen bedienen. So tauchten vor Monaten Plakate auf mit dem Bildnis der Schwarzen Madonna, der Königin Polens, ihr Haupt umgeben von einer regenbogenfarbigen Aureole. Damals war in nationalkatholischen Kreisen die Empörung groß. Es wurde nach der Urheberin gefahndet, und es gab Verhaftungen. Auch diesmal befindet sich eine Aktivistin für zwei Monate hinter Gittern, worauf liberale Kreise mit Protesten reagieren.

Mangel an Verständnis

Kaum jemand gibt sich die Mühe zu verstehen, was es mit diesen Aktionen auf sich hat. Der Vorwurf der Profanierung verbaut geradezu jegliches Verständnis. Dabei liefert das Manifest, das die Gruppe „Stoppt den Unsinn!“ mit der Regenbogenfahne an den Denkmälern anbringt, eine erste Auskunft. Es ist ein Ausdruck der Wut über die in Polen herrschende Homophobie, über den verbreiteten Hass gegen sexuell anders Orientierte, über ein gesellschaftliches Klima, das einen „offenen Krieg“ gegen sexuelle Diskriminierung verlange.

Dieser Aufschrei ist berechtigt, wenn man bedenkt, welche Rolle der von der politischen Rechten inszenierte Angriff auf die sogenannte „LGBT-Ideologie“ im Wahlkampf um das Präsidentenamt gespielt hat. Etliche von PiS regierte Gemeinden erklärten sich zu „LGBT-freien Zonen“, was faktisch den gesellschaftlichen Ausschluss von Homosexuellen bedeutete. Das so geschaffene öffentliche Klima verleitete zu zahlreichen tätlichen Übergriffen auf Schwule und Lesben.

Während Hierarchie und Regierung die Aktionen der LGBT-Aktivisten als Verletzung religiöser Gefühle verurteilten, konnten Polens Nationalisten auf ihrem Marsch am 1. August im Gedenken an den Warschauer Aufstand Regenbogenfahnen zerreißen und verbrennen, ohne dass dies von ihnen kritisiert, geschweige denn seitens der Ordnungskräfte geahndet worden wäre.

Der Sinn der Aktionen

Die Gruppe „Stoppt den Unsinn!“ will mit ihren Aktionen die Öffentlichkeit auf ihre Probleme aufmerksam machen. Sie folgt damit einem sozialen Muster, wonach angesichts einer in der Gesellschaft herrschenden Gleichgültigkeit radikale Formen gewählt werden, um der Sache, die einem am Herzen liegt, zum Erfolg zu verhelfen. In diesem Falle sind es die Erfahrungen verbreiteter Homophobie, alltäglicher Diskriminierung und erlebter Demütigung, die zum Auslöser dieser Aktionen wurden. Die Aktivistinnen, die bei ihren nächtlichen Unternehmung riskieren, verhaftet zu werden, sind zudem von der Hoffnung beseelt, trotz rechtsnationaler Ablehnung in Teilen der Gesellschaft Sympathie und Verständnis zu finden sowie letztendlich in den vollen Besitz der Bürgerrechte zu gelangen.

Die Symbolik des Regenbogens

Es stellt sich zudem die Frage, ob die Schmückung nationaler und kirchlicher Denkmäler mit der Regenbogenfahne tatsächlich eine Verletzung nationalen Stolzes und eine Profanierung religiöser Werte bedeutet. Die Antwort auf diese Frage ergibt sich aus der Symbolik des Regenbogens. Ihr Ursprung ist nach der biblischen Urgeschichte (Gn 9, 1-17) Gottes Bundesschluss nach der Sintflut, den Gott mit allem, was lebt, und für alle Zeiten errichtet hat. Damit hat Gott alles, was lebt, für immer unter seinen Schutz gestellt. Dieser göttliche Schutz im Zeichen des Regenbogens verpflichtet jede politische Macht und jedwede Religion.

Damit lassen sich die Aktionen von „Stoppt den Unsinn!“ in dem Sinn interpretieren, dass ihre Aktivistinnen den ihnen aufgrund des urgeschichtlichen göttlichen Bundesschlusses zugesprochenen Schutz einklagen. Ihre Aktionen sind somit eine gottgewollte Provokation und keine Profanierung.

Es ist an der Zeit, dass die Aktivistinnen mit ihren Aktionen in diesem Sinn Gehör finden und der unsinnige Kampf gegen die sogenannte „LGBT-Ideologie“ gestoppt wird.

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