38. Jahrestag der Danziger Vereinbarungen
Am 31. August fanden in Danzig die jährlichen Veranstaltungen zum Gedenken an die von Streikführer Lech Wałęsa und Vizepremier Mieczysław Jagielski unterzeichneten Vereinbarungen statt. Sie beendeten den landesweiten Streik sowie die Besetzung der Leninwerft und machten den Weg frei zur Gründung der unabhängigen Gewerkschaft „Solidarność“. Was 1980 seinen Anfang nahm, führte letztendlich 1989 zur Überwindung des kommunistischen Systems und zur Entstehung des neuen demokratischen Polen der III. Republik.
An der diesjährigen Gedenkveranstaltung nahmen neben Lech Wałęsa sein Sohn Jarosław teil, der sich in den Oktoberwahlen um das Amt des Danziger Stadtpräsidenten bewirbt, sowie die Führungsspitze der „Bürgerplattform“ und der Partei „Die Moderne“. Vertreter der Kaczyński-Partei „Recht und Gerechtigkeit“ und ihrer Regierung blieben ihr fern.
Lech Wałęsa erinnerte nicht nur an den errungenen historischen Sieg, er rief auch dazu auf, das damals Gewonnene nicht erneut zu verlieren. Wörtlich sagte er: „Ich appelliere an alle Menschen guten Willens, dass sie die Verfälschung der Geschichte nicht zulassen.“ Damit nahm er kritisch Bezug auf die Geschichtspolitik der regierenden Nationalkonservativen, für die Wałęsa als Agent des kommunistischen Sicherheitsapparates gehandelt habe, die späteren Vereinbarungen am Runden Tisch ein nationale Verrat waren und die aus ihnen hervorgegangene III. Republik kein freies Polen sei, sondern ein Regime, in dem die einstigen Kommunisten ihre Macht behaupten konnten, um die sie erst jetzt durch den „guten Wandel“ der nationalkonservativen Regierungspolitik gebracht würden.
Wałęsa rief zudem die junge Generation dazu auf, auf der Basis des damals Erreichten neue, den heutigen Bedürfnissen und Herausforderungen entsprechende politische, die Gestalt Polens und Europas betreffende Lösungen zu finden.
Die Spitzenvertreter von „Bürgerplattform“ und „Die Moderne“ verwiesen auf die Bedeutung der bevorstehenden Selbstverwaltungswahlen: „Heute liegt das große Erbe jenes Kampfes um Freiheit in unserer Hand. Tun wir alles zur Verteidigung von Selbstverwaltung, bürgerliche Freiheit, Demokratie sowie für die Präsenz Polens in Europa.“
Quelle: Dariusz Gałązka, 38. rocznica podpisania Porozumień Siepniowych (Der 38. Jahrestag der Unterzeichnung der Augustvereinbarungen), Gazeta Wyborzca v. 31. 08. 2018.